SK 2020 292 - Raub, räuberische Erpressung, vorsätzliche einfache Körperverletzung durch Gebrauch eines gefährlichen Gegenstandes etc. (Leitentscheid)
Obergericht
des Kantons Bern
1. Strafkammer
Cour suprême
du canton de Berne
1re Chambre pénale
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Urteil
SK 20 292
Bern, 12. März 2021
Besetzung Oberrichter Guéra (Präsident i.V.)
Oberrichterin Falkner und Oberrichter Gerber
Gerichtsschreiberin Ragonesi
Verfahrensbeteiligte A.__
amtlich verteidigt durch Rechtsanwalt B.__
Beschuldigter
gegen
Leitung Jugendanwaltschaft, Amthaus, Hodlerstrasse 7, 3011 Bern
Staatsanwaltschaft/Berufungsführerin
Gegenstand Raub, räuberische Erpressung, vorsätzliche einfache Körperverletzung durch Gebrauch eines gefährlichen Gegenstandes etc.
Berufung gegen das Urteil des Jugendgerichts des Kantons Bern (Kollegialgericht) vom 16. Dezember 2019 (JG 19 24/37/55)
Regeste:
Art. 1 Abs. 2 und Art. 3 Abs. 2 JStG; Art. 66a Abs. 1 StGB; Landesverweisung bei Übergangstätern
Weder dem Jugendstrafgesetz noch der Botschaft zur Ausschaffungsinitiative lassen sich Anhaltspunkte entnehmen, wonach die Landesverweisung bei Übergangstätern, d.h. bei Jugendlichen, die vor und nach dem vollendeten 18. Altersjahr Straftaten begangen haben, Anwendung finden soll bzw. diese anders behandelt werden sollten als die reinen Jugendtäter.
Die Bestimmungen zur Landesverweisung sind in der abschliessenden Aufzählung von Art. 1 Abs. 2 JStG nicht aufgeführt und gemäss Art. 3 Abs. 2 JStG sind bei Übergangstätern jene Massnahmen aus dem Strafoder Jugendstrafgesetz anzuordnen, die nach den Umständen erforderlich sind.
Eine Landesverweisung als reine Sicherungsmassnahme ohne Resozialisierungsgedanke kann keine entsprechende Wirkung entfalten und damit auch nicht im Sinne des Gesetzeswortlauts erforderlich sein.
Es fehlt an einer genügenden gesetzlichen Grundlage, welche die Anwendung der Bestimmungen zur Landesverweisung bei Übergangstätern zulassen würde. Dass die entsprechenden Bestimmungen im Erwachsenenstrafrecht ohne Verweis bzw. gestützt auf die aktuell geltende Gesetzeslage im Jugendstrafbereich ohne Weiteres zur Anwendung gelangen, widerspricht der Intention des Gesetzgebers bezüglich strafprozessualer Stellung und strafrechtlicher Behandlung der besonderen Kategorie der Jugendtäter, welcher eben auch die Übergangstäter angegliedert sind (E. 13.2.3).
Erwägungen:
I. Formelles
Erstinstanzliches Urteil
Mit Urteil vom 16. Dezember 2019 erkannte das Jugendgericht des Kantons Bern (nachfolgend: Vorinstanz) was folgt (pag. 40 426 ff.; Hervorhebungen im Original):
I.
Das Strafverfahren gegen A.__ wegen
1. Hausfriedensbruchs, angeblich begangen am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__ (Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. E.__ [AKS I Ziff. 1.67];
2. Hinderung einer Amtshandlung, angeblich begangen am 27.06.2018 an der F.__ (Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.78]
wird eingestellt,
ohne Ausrichtung einer Entschädigung und ohne Ausscheidung von Verfahrenskosten.
II.
A.__ wird schuldig erklärt:
1. der Widerhandlungen gegen das Strafgesetz durch
1.1. Raub, begangen
1.1.1. am 27.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der G.__ (Gasse) .__ in .__ Bern (H.__), z.N. I.__ [AKS I Ziff. 1.10];
1.1.2. am 21.09.2019, gemeinsam mit Mittäter, am RBS Bahnhof J.__ an der K.__ (Strasse) .__ in .__ L.__, z.N. M.__ [AKS III Ziff. 1.3];
1.2. Räuberische Erpressung (Versuch), begangen am 21.09.2019, gemeinsam mit Mittäter, am RBS Bahnhof J.__ an der K.__(Strasse) .__ in .__ L.__, z.N. M.__ [AKS III Ziff. 1.4];
1.3. vorsätzliche einfache Körperverletzung durch Gebrauch eines gefährlichen Gegenstandes, begangen am 29.07.2017 an der N.__ (Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. O.__ [AKS II Ziff. 1.1];
1.4. vorsätzliche einfache Körperverletzung (Versuch), begangen am 18.05.2018 an der P.__ (Strasse) / am Q.__ (Weg) / an der R.__ (Strasse) in .__ Bern, z.N. S.__ [AKS I Ziff. 1.51];
1.5. Diebstahl (teilweise Versuch), begangen
1.5.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.1];
1.5.2. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. U.__ [AKS I Ziff. 1.2];
1.5.3. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. V.__ [AKS I Ziff. 1.5];
1.5.4. in der Nacht vom 25./26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. W.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.8];
1.5.5. am 17.02.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der X.__ (Strasse) .__ in .__ Y.__, z.N. Z.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.31];
1.5.6. am 17.02.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der X.__(Strasse) .__ in .__ Y.__, z.N. AA.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.32];
1.5.7. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__ (Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.41];
1.5.8. am 12.05.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AD.__ [AKS I Ziff. 1.49];
1.5.9. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__ (Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.54];
1.5.10. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AG.__ (Strasse) .__ in .__ D.__, z.N. AH.__ [AKS I Ziff. 1.62];
1.5.11. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. AI.__ [AKS I Ziff. 1.64];
1.5.12. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. E.__ [AKS I Ziff. 1.66];
1.5.13. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittäter, am AJ.__ (Platz) .__ in .__ D.__, z.N. AK.__ [Versuch, AKS I Ziff. 1.68];
1.5.14. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, beim AJ.__(Platz) (Einstellhalle) in .__ D.__, z.N. einer unbekannten Person [AKS I Ziff. 1.70];
1.6. Sachbeschädigung, begangen
1.6.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.4];
1.6.2. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.39];
1.6.3. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AL.__ [AKS I Ziff. 1.42];
1.6.4. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AM.__ [AKS I Ziff. 1.44];
1.6.5. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AN.__ [AKS I Ziff. 1.46];
1.6.6. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.56];
1.6.7. in der Zeit vom 02.06.2018 bis zum 06.06.2018 an der AO.__ (Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AP.__ [AKS I Ziff. 1.60];
1.6.8. am .__.07.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. O.__ [AKS II Ziff. 1.2];
1.7. Hausfriedensbruch (teilweise Versuch), begangen
1.7.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.3];
1.7.2. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. V.__ [AKS I Ziff. 1.6];
1.7.3. in der Nacht vom 25./26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. W.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.9];
1.7.4. am 08.11.2017, an der AQ.__ (Gasse) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.14];
1.7.5. am 28.01.2018, am AS.__ (Platz) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.23];
1.7.6. am 29.01.2018, an der AT.__ (Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.24];
1.7.7. am 16.02.2018, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AU.__ AG [AKS I Ziff. 1.30];
1.7.8. am 20.02.2018 am AV.__ (Platz) .__ in .__ Solothurn, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.34];
1.7.9. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.40];
1.7.10. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AL.__ [AKS I Ziff. 1.43];
1.7.11. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AM.__ [AKS I Ziff. 1.45];
1.7.12. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AN.__ [AKS I Ziff. 1.47];
1.7.13. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.55];
1.7.14. am 31.05.2018 an der AW.__ (Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AX.__ [AKS I Ziff. 1.59];
1.7.15. in der Zeit vom 02.06.2018 bis zum 06.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AO.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AP.__ [AKS I Ziff. 1.61];
1.7.16. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AG.__(Strasse) .__ in .__ D.__, z.N. AH.__ [AKS I Ziff. 1.63];
1.7.17. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. AI.__ [AKS I Ziff. 1.65];
1.7.18. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittäter, am AJ.__(Platz) .__ in .__ D.__, z.N. AK.__ [Versuch, AKS I Ziff. 1.69];
1.7.19. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AY.__ (Weg) .__ in .__ D.__, z.N. AZ.__ D.__ AG [AKS I Ziff. 1.71];
1.8. Betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage, begangen am 27.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, in .__ und .__ Bern, z.N. I.__ [AKS I Ziff. 1.11];
2. Kauf, Besitz und Anstaltentreffen zum Verkauf von Marihuana, begangen am 07.03.2018, gemeinsam mit Mittäter, an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.36]
3. der Widerhandlung gegen das Ausländergesetz durch Missachtung der Ausgrenzung, begangen
3.1. am 26.06.2018 an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.7];
3.2. am 22.09.2017 am BA.__ (Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.12];
3.3. am 26.10.2017 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.13];
3.4. am 08.11.2017 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.15];
3.5. am 10.12.2017 am AS.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.16];
3.6. am 04.01.2018 auf der BB.__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.17];
3.7. am 05.01.2018 an der BC.__ (Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.18];
3.8. am 09.01.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.19];
3.9. am 23.01.2018 an der N.__(Strasse) in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.20];
3.10. am 27.01.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.21];
3.11. am 28.01.2018 am AS.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.22];
3.12. am 29.01.2018 an der AT.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.25];
3.13. am 01.02.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.26];
3.14. am 15.02.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.27];
3.15. am 16.02.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.28];
3.16. am 16.02.2018 an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.29];
3.17. am 18.02.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.33];
3.18. am 01.03.2018 beim BD.__ .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.35];
3.19. am 07.03.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.37];
3.20. am 09.05.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.38];
3.21. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018 an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.48];
3.22. am 12.05.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.50];
3.23. am 18.05.2018 an der P.__(Strasse) / am Q.__(Weg) / an der R.__(Strasse) in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.52];
3.24. am 24.05.2018 am BE.__ (Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.53];
3.25. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018 am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.57];
3.26. am 31.05.2018 an der AW.__(Strasse) .__ in .__ Bern (BF.__) [AKS I Ziff. 1.58];
3.27. am 13.06.2018 an der BG.__ (Gasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.72];
3.28. am 18.06.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.73];
3.29. am 19.06.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.74];
3.30. am 19.06.2018 an der BH.__ (Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.75];
3.31. am 22.06.2018 am BI.__ (Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.76];
3.32. am 22.06.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.77];
3.33. am 27.06.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.79];
3.34. am 17.06.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.3];
3.35. am 11.07.2017 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS II Ziff. 1.4];
3.36. am 12.07.2017 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.5];
3.37. am 04.09.2017 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.6];
3.38. am 05.09.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.7];
3.39. in der Zeit vom 23.09.2017 bis zum 25.09.2018 am BA.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.8];
3.40. am 29.07.2017 an der N.__(Strasse) .__ / am BJ.__ (Weg) in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.9];
3.41. am 05.11.2017 beim BD.__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.10];
3.42. am 17.06.2017 an der AW.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS III Ziff. 1.1];
3.43. am 20.06.2017 an der BK.__ (Strasse) .__ in .__ Bern [AKS III Ziff. 1.2];
und in Anwendung der
Art. 19 Abs. 2, 22 Abs. 1, 30 Abs. 1, 40, 41, 42 Abs. 1, 44 Abs. 1 und 3, 47, 48a Abs. 1, 49 Abs. 1 und 3, 51, 123 Ziff. 1 Abs. 1, 123 Ziff. 2 Abs. 1 und 2, 139 Ziff. 1, 140 Ziff. 1, 144 Abs. 1, 147 Abs. 1, 156 Ziff. 3 und 186 StGB;
19 Abs. 1 lit. d und 19 Abs. 1 lit. g i.V.m. lit. c BetmG;
Art. 119 Abs. 1 AIG;
Art. 1, 2, 3, 10, 11, 14, 15 Abs. 1 und 34 Abs. 1 und 2 JStG;
Art. 422 ff. und 426 Abs. 1 und 4 StPO;
Art. 1, 3, 4, 34 ff. und 44 JStPO;
Art. 30 und 32 VKD;
Art. 42 und 42a KAG;
Art. 17 und 18 PKV;
Art. 1 EAV
wird beschlossen:
1. Für A.__ wird die Schutzmassnahme der Unterbringung in einer offenen Behandlungseinrichtung angeordnet.
2. Für A.__ wird die Schutzmassnahme der ambulanten Behandlung angeordnet.
3. Von einer Landesverweisung wird abgesehen.
4. A.__ wird zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten verurteilt.
Die ausgestandene Untersuchungshaft und der vorzeitige Strafantritt werden im Umfang von 331 Tagen auf die Freiheitsstrafe angerechnet. Die Reststrafe beträgt 119 Tage.
Der Vollzug der Freiheitsstrafe wird bedingt aufgeschoben und die Probezeit auf 3 Jahre festgesetzt.
5. Die Pauschalgebühren von total CHF 1‘800.00 (Kosten Untersuchung von CHF 1‘200.00 und Kosten Hauptverhandlung von CHF 600.00) werden A.__ zur Bezahlung auferlegt. Nach Abzug des zur Verrechnung stehenden Betrages von CHF 290.00 gemäss Ziff. IV./5. verbleibt ein zu zahlender Betrag von CHF 1‘510.00.
III.
Im Zivilpunkt wird in Anwendung von Art. 41 ff. und Art. 49 OR erkannt:
1. Die Zivilklage der Privatklägerin T.__ wird im Umfang von CHF 150.00 abgewiesen (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO). Soweit weitergehend wird die Zivilklage in Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
2. A.__ wird zur Bezahlung von Schadenersatz in der Höhe von CHF 876.70 an den Privatkläger Herrn I.__ verurteilt, unter solidarischer Haftbarkeit mit Mittätern (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO).
3. A.__ wird zur Bezahlung von einer Genugtuung von CHF 500.00 an den Privatkläger I.__ verurteilt, unter solidarischer Haftbarkeit mit Mittätern. Soweit weitergehend wird die Zivilklage abgewiesen (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO).
4. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage der Privatklägerin AU.__ AG auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
5. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage der Privatklägerin AC.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
6. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage des Privatklägers AL.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
7. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage des Privatklägers AN.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
8. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage des Privatklägers AD.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
9. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage des Privatklägers S.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
10. Die Zivilklage des Privatklägers O.__ wird auf den Zivilweg verwiesen.
11. Für die Beurteilung der Zivilklagen werden keine Kosten ausgeschieden.
IV.
Weiter wird verfügt:
1. A.__ geht in den vorsorglichen Massnahmenvollzug zurück.
2. Folgende Gegenstände werden den nachstehend genannten Personen nach Eintritt der Rechtskraft des vorliegenden Urteils zurückgegeben (Art. 267 Abs. 3 StPO):
• an T.__, handelnd durch BL.__:
• CHF 100.00
• EURO 11.76 (Münzen)
• 5 KURUS TUR
• USD 25 Cents
• Koruna CZ 1
• Rupie Mauritius 1
• an U.__: Smartwatch (.__)
• an V.__:
• 1 Paar Nike-Schuhe grau
• an W.__ GmbH:
• 1 Schachtel Brandy Louis XV rot mit 1 Flasche Brandy
• an I.__:
• CHF 200.00
• an M.__:
• 1 Baseball Cap der Marke Dsquared2 ICON
• 1 Halskette
• CHF 10.00
3. Der Antrag des Privatklägers O.__ auf Herausgabe der folgenden Asservate wird mangels Beschlagnahme im vorliegenden Verfahren abgewiesen:
• Ass. 005 (Messer, Marke “Victorinox”, schwarzer Griff, Wellenschliff, Klingenlänge 11 cm)
• Ass. 006 (Messer, unbekannte Marke, brauner Griff, gerader Schliff, Klingenlänge ca. 9cm)
• Ass. 007 (Jeans, Marke „Levi Strauss 501“, schwarz, Grösse W34/L34, inkl. schwarzem Ledergurt
• Ass. 008 (T-Shirt, schwarz, „Nike Dry Fit“, unbekannte Grösse)
4. Folgender Gegenstand wird zur Vernichtung eingezogen (Art. 69 Abs. 1 und 2 StGB):
• 1 Flasche Gordon’s Gin
5. Die beschlagnahmten Bargeldbeträge von CHF 290.00 (Bussendeposita von CHF 140.00 und CHF 150.00) werden zur Verrechnung mit den Verfahrenskosten verwendet (Art. 267 Abs. 3 StPO).
6. Die Zustimmung zur Löschung der erstellten DNA-Profile (PCN .__, PCN .__, PCN .__ und PCN .__) nach Ablauf der Frist ist notwendig und wird dem zuständigen Bundesamt hiermit erteilt (Art. 16 Abs. 1 lit. k i.V.m. Art. 17 Abs. 1 DNA-ProfilG).
7. Die Zustimmung zur Löschung der übrigen erkennungsdienstlichen Daten (PCN .__, PCN .__, PCN .__, PCN .__ und PCN .__) nach Ablauf der Frist ist notwendig und wird der auftraggebenden Behörde hiermit erteilt (Art. 17 Abs. 1 lit. k i.V.m. Art. 19 Abs. 1 AFIS-VO).
8. Dieses Urteil wird im Strafregister eingetragen.
9. Die amtliche Entschädigung und das volle Honorar für die amtliche Verteidigung von A.__ durch Rechtsanwalt B.__ werden wie folgt bestimmt:
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt B.__ für die amtliche Verteidigung von A.__ mit total CHF 18‘937.45.
A.__ hat dem Kanton Bern die an Rechtsanwalt B.__ ausgerichtete amtliche Entschädigung von CHF 18‘937.45 zurückzuzahlen und Rechtsanwalt B.__ die Differenz der amtlichen Entschädigung von CHF 18‘937.45 bis zum vollen Honorar von 23‘308.25, ausmachend CHF 4‘370.80, zu erstatten, sobald es seine wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben (Art. 25 Abs. 2 JStPO i.V.m. Art. 135 Abs. 4 lit. a und lit. b StPO).
10. Die amtliche Entschädigung für die unentgeltliche Rechtsvertretung des Privatklägers O.__ durch Rechtsanwalt BM.__ wird wie folgt bestimmt:
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt BM.__ für die unentgeltliche Rechtsvertretung des Privatklägers O.__ mit total CHF 5‘163.75.
A.__ hat dem Kanton Bern die an Rechtsanwalt BM.__ ausgerichtete amtliche Entschädigung von CHF 5‘163.75 zurückzuzahlen, wenn er in günstige wirtschaftliche Verhältnisse gelangt (Art. 3 Abs. 1 JStPO i.V.m. Art. 138 Abs. 1 i.V.m. Art. 426 Abs. 4 StPO).
Rechtsanwalt BM.__ verzichtete ausdrücklich auf die Geltendmachung der Differenz zwischen der amtlichen Entschädigung und dem vollen Honorar gegenüber A.__.
11. Sofern die Privatkläger einen Auszug der schriftlichen Urteilsbegründung wünschen, können sie diesen innert 10 Tagen seit Erhalt des Urteilsauszuges beim Jugendgericht des Kantons Bern anfordern.
12. [Eröffnungsformel]
Berufung
Gegen dieses Urteil meldete die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern (Jugendanwaltschaft) mit Schreiben vom 20. Dezember 2019 die Berufung an (pag. 40 514). Die erstinstanzliche Urteilsbegründung datiert vom 6. Juli 2020 (pag. 40 527 ff.).
In ihrer form- und fristgerecht eingereichten Berufungserklärung vom 17. Juli 2020 beschränkte die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern, Leitung der Jugendanwaltschaft (nachfolgend: Jugendanwaltschaft), ihre Berufung auf die Nichtanordnung der Landesverweisung sowie die damit zusammenhängende Nichtausschreibung im Schengener Informationssystem (SIS). Gleichzeitig stellte sie den Antrag auf Durchführung eines schriftlichen Verfahrens (pag. 40 662 f.). Mit Verfügung vom 21. Juli 2020 wurde dem Beschuldigten und der Privatklägerschaft Gelegenheit geboten, innert angesetzter Frist die Anschlussberufung zu erklären begründet ein Nichteintreten auf die Berufung zu beantragen sowie sich zur allfälligen Durchführung eines schriftlichen Verfahrens zu äussern (pag. 40 665 ff.). Seitens der Verteidigung und der Privatklägerschaft wurden innert Frist keine Anschlussberufung erhoben und keine Nichteintretensgründe geltend gemacht. Der Privatkläger O.__ sowie die Verteidigung erklärten sich sodann mit der von der Jugendanwaltschaft beantragten Durchführung eines schriftlichen Verfahrens einverstanden (Eingabe Rechtsanwalt BM.__ vom .__. Juli 2020, pag. 40 681 und Eingabe Rechtsanwalt B.__ vom 27. Juli 2020, pag. 40 683). Seitens der anderen Privatkläger ist innert Frist nichts eingelangt.
Mit Verfügung vom 21. August 2020 stellte die Verfahrensleitung fest, dass sich die staatsanwaltliche Berufung lediglich auf die Frage der Landesverweisung und deren Ausschreibung im SIS beschränke und das erstinstanzliche Urteil somit in allen anderen – namentlich in den die Privatkläger/innen betreffenden – Urteilspunkten unangefochten geblieben und rechtskräftig geworden sei. Weiter teilte die Verfahrensleitung die Absicht mit, das schriftliche Verfahren anzuordnen sowie alle Privatkläger/innen aus dem oberinstanzlichen Verfahren zu entlassen und gewährte diesen die Möglichkeit, Einwände gegen das beabsichtigte Vorgehen geltend zu machen (pag. 40 685 ff.). Der Privatkläger O.__ erklärte sich mit Schreiben vom 25. August 2020 mit diesem Vorgehen einverstanden (pag. 40 691). AD.__ erklärte mit Eingabe vom 19. September 2020, er wolle nur noch nach Abschluss des Verfahrens informiert werden (pag. 40 715). Die anderen Privatkläger/innen und die Jugendanwaltschaft liessen sich innert Frist nicht vernehmen.
Mit Beschluss vom 24. September 2020 wurden alle Privatkläger/innen ohne Kostenfolgen zu ihren Lasten aus dem Verfahren entlassen, die amtliche Entschädigung von Rechtsanwalt BM.__ für seine bisherigen oberinstanzlichen Aufwendungen als amtlicher Anwalt von O.__ festgesetzt (gemäss Kostennote vom 10. September 2020, pag. 40 710 f.) und festgehalten, dass über eine allfällige Rück- und Nachzahlungspflicht des Beschuldigten im Endurteil befunden werde. Gleichzeitig wurde die Durchführung eines schriftlichen Verfahrens angeordnet und die Jugendanwaltschaft aufgefordert, innert Frist von 20 Tagen eine schriftliche Begründung der Berufung einzureichen (pag. 40 717 ff.). Die Berufungsbegründung vom 6. November 2020 (pag. 40 889 ff.) ging – nach einmalig erstreckter Frist – am 9. November 2020 beim Obergericht des Kantons Bern ein. Der Beschuldigte reichte am 11. Dezember 2020 eine Stellungnahme zur schriftlichen Berufungsbegründung der Jugendanwaltschaft zu den Akten (pag. 40 903 ff.). Mit Eingabe vom 4. Januar 2021 verzichtete die Jugendanwaltschaft auf eine Replik (pag. 40 914).
Mit Verfügung vom 5. Januar 2021 wurde der Schriftenwechsel als abgeschlossen erachtet und ein schriftlicher Entscheid in Aussicht gestellt. Gleichzeitig wurde Rechtsanwalt B.__ zur Einreichung seiner Honorarnote aufgefordert (pag. 40 916 f.). Diese wurde mit Eingabe vom 18. Januar 2021 eingereicht (pag. 40 918 ff.).
Oberinstanzliche Beweisergänzungen
Mit Verfügung vom 21. August 2020 (pag. 40 685 ff.) wurden von Amtes wegen ein aktueller Strafregisterauszug (pag. 40 713 f.), ein Verlaufsbericht der UPD Bern (pag. 40 899 f.) sowie ein Bericht des Migrationsdienstes des Kantons Bern (pag. 40 705; vgl. auch Ergänzung/E-Mail des SEM vom 9. September 2020, pag. 40 708 f.) eingeholt. Mit Beschluss vom 24. September 2020 (pag. 40 717 ff.) wurde die Jugendanwaltschaft ferner zur Einreichung eines aktualisierten Betreuungsjournals (pag. 40 737 ff.) aufgefordert.
Anträge der Parteien
Die Jugendanwaltschaft/Berufungsführerin stellte in ihrer Berufungserklärung vom 17. Juli 2020 folgende Anträge (pag. 40 663):
13. Es sei festzustellen, dass das Urteil des Jugendgerichts vom 16. Dezember 2019 in Rechtskraft erwachsen ist hinsichtlich der Einstellungen, der Schuldsprüche, der Anordnung einer Schutzmassnahme in einer offenen Behandlungseinrichtung, der Anordnung der Schutzmassnahme der ambulanten Behandlung, der Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten, der Auferlegung zur Bezahlung der Pauschalgebühr von CHF 1'800.00 sowie der weiteren Verfügungen unter III und IV des Urteilsdispositivs.
14. A.__ sei zu einer Landesverweisung von 5 Jahren zu verurteilen.
15. Die Ausschreibung der Landesverweisung im Schengener Informationssystem (SIS) sei anzuordnen.
Rechtsanwalt B.__ stellte im Rahmen seiner Stellungnahme vom 11. Dezember 2020 namens des Beschuldigten folgende Anträge (pag. 40 904):
16. Es sei festzustellen, dass das Urteil des Jugendgerichts vom 16. Dezember 2019 (JG 19/24/37/55) hinsichtlich der Einstellungen (Ziff. I.), der Schuldsprüche (Ziff. II.), der Anordnung der beiden Schutzmassnahmen, Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten, Bezahlung der Verfahrenskosten, der Beurteilung der Zivilklagen der Privatkläger (Ziff. III.) sowie in Bezug auf die weiteren Verfügungen (Ziff. IV.) in Rechtskraft erwachsen ist.
17. Es sei von einer Landesverweisung abzusehen.
18. Es sei von einer Ausschreibung der Landesverweisung im Schengener Informationssystem (SIS) abzusehen.
19. Es seien die oberinstanzlichen Verfahrenskosten dem Kanton Bern aufzuerlegen und es sei A.__ eine Entschädigung in gerichtlich zu bestimmender Höhe für die im Rahmen des Rechtsmittelverfahrens entstandenen Anwaltskosten auszurichten.
20. Es seien soweit notwendig die weiteren Verfügungen zu treffen und es sei das Honorar des amtlichen Verteidigers gerichtlich zu bestimmen.
Verfahrensgegenstand und Kognition der Kammer
Die Rechtsmittelinstanz verfügt im Berufungsverfahren über volle Kognition (Art. 3 der Schweizerischen Jugendstrafprozessordnung [JStPO; SR 312.1] i.V.m. Art. 398 Abs. 3 StPO). Sie hat das erstinstanzliche Urteil nur im Rahmen der angefochtenen Punkte zu überprüfen (Art. 398 Abs. 2 StPO).
Die Jugendanwaltschaft beschränkte die staatsanwaltschaftliche Berufung auf den Verzicht der Anordnung der Landesverweisung und deren Ausschreibung im SIS. Damit ist das Urteil des Jugendgerichts des Kantons Bern in allen anderen der Rechtskraft zugänglichen Punkten in Rechtskraft erwachsen. Es kann mithin festgestellt werden, dass die Einstellung des Strafverfahrens (Ziff. I. des erstinstanzlichen Dispositivs), die Schuldsprüche (Ziff. II. des erstinstanzlichen Dispositivs), die beiden angeordneten Schutzmassnahmen (Ziff. II. 1.-2. des erstinstanzlichen Dispositivs), die Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten (Ziff. II. 3. des erstinstanzlichen Dispositivs), die Beurteilung der Zivilklagen, die Verfügungen betreffend den vorsorglichen Massnahmenvollzug (Ziff. IV. 1. des erstinstanzlichen Dispositivs) sowie die Beschlagnahmungen und Einziehung (Ziff. IV. 2.-5. des erstinstanzlichen Dispositivs) nicht mehr Gegenstand des oberinstanzlichen Verfahrens und damit rechtskräftig geworden sind.
Nicht der Rechtskraft zugänglich sind die Verfügungen betreffend DNA sowie der biometrischen erkennungsdienstlichen Daten und die Eintragung im Strafregister. Da die Jugendanwaltschaft Berufung eingelegt hat, gilt das Verschlechterungsverbot nicht, d.h. das Urteil darf in den zu überprüfenden Punkten auch zu Ungunsten des Beschuldigten abgeändert werden (vgl. Art. 391 Abs. 2 StPO e contrario).
Über die Verfahrenskosten und die amtlichen Entschädigungen ist praxisgemäss neu zu verfügen.
II. Sachverhalt, Beweiswürdigung und rechtliche Würdigung
1. Sämtliche Schuldsprüche blieben unangefochten und sind in Rechtskraft erwachsen. Es ist damit oberinstanzlich von dem durch die Vorinstanz jeweils als erwiesen erachteten Sachverhalt und dessen rechtlicher Würdigung auszugehen, worauf vollumfänglich verwiesen werden kann (S. 14 ff. der erstinstanzlichen Urteilsbegründung, pag. 40 540 ff.).
III. Schutzmassnahmen/Strafzumessung
1. Bezüglich Schutzmassnahmen und Strafzumessung kann ebenfalls vollumfänglich auf die Ausführungen der Vorinstanz verwiesen werden (S. 62 ff. der erstinstanzlichen Urteilsbegründung, pag. 40 588 ff.). Die beiden angeordneten Schutzmassnahmen sowie die Verurteilung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten bei einer Probezeit von drei Jahren (unter Anrechnung von 331 Tagen Untersuchungshaft) sind – wie bereits unter Ziff. I. 5. erwähnt – ebenfalls rechtskräftig.
IV. Landesverweisung
1. Vorbemerkungen
Materiell-rechtlich ist im vorliegenden Berufungsverfahren einzig zu klären, ob die Vorinstanz zu Recht auf die Anordnung einer Landesverweisung und deren Ausschreibung im SIS verzichtet hat. Zunächst stellt sich daher die Frage, ob die
Bestimmungen über die Landesverweisung im vorliegenden jugendrechtlichen Fall überhaupt anwendbar sind. Erst in einem nächsten Schritt wäre gegebenenfalls zu prüfen, ob eine Landesverweisung auszusprechen ist nicht (Härtefallprüfung) und ob deren Ausschreibung im SIS anzuordnen ist.
2. Erwägungen der Vorinstanz
Die Vorinstanz führte im Rahmen ihrer Urteilsbegründung zusammengefasst aus, dass es für die obligatorische Landesverweisung bei Übergangstätern keine rechtliche Grundlage gebe. Weder dem Jugendstrafgesetz noch der Botschaft zur Ausschaffungsinitiative würden sich Anhaltspunkte entnehmen lassen, dass die Landesverweisung auf Übergangstäter Anwendung finden solle. Hätte der Gesetzgeber solches vorgesehen, so wäre eine entsprechende Regelung im Jugendstrafgesetz – wie im Militärstrafgesetz bezüglich der Strafen in Art. 3 Abs. 2 Satz 1 JStG – zwingend notwendig gewesen. Eine – vorbehältlich eines Härtefalls nach Art. 66a Abs. 2 StGB – obligatorische Anwendung von Art. 66a Abs. 1 StGB bei Übergangstätern analog dem Erwachsenenstrafrecht entspreche demnach nicht dem gesetzgeberischen Willen. Weiter besage der Wortlaut von Art. 3 Abs. 2 JStG, dass bei Übergangstätern jene Massnahmen aus dem Strafoder Jugendstrafgesetz anzuordnen seien, die nach den Umständen erforderlich seien. Ob mit «Massnahmen aus dem Strafgesetz» grundsätzlich auch die Landesverweisung als reine Sicherungsmassnahme ohne Resozialisierungsgedanke gemeint sei, sei zu bezweifeln. Zum einen habe das Jugendgericht beim Beschuldigten nicht erwachsenenstrafrechtliche Massnahmen, sondern die jugendstrafrechtlichen Schutzmassnahmen der Unterbringung und ambulanten Behandlung als erforderlich erachtet. Zum anderen seien aus dem Erwachsenenstrafrecht auch nur solche Massnahmen anwendbar, die nach den Umständen erforderlich seien (Art. 3 Abs. 2 JStG). Es solle jeweils die Massnahme zum Zuge kommen, welche die beste erzieherische bzw. bessernde Wirkung verspreche. Eine Landesverweisung könne beim Beschuldigten aber keinen solchen Effekt erzielen, weshalb davon abzusehen sei
(S. 72 ff. der erstinstanzlichen Urteilsbegründung, pag. 40 598 ff.).
3. Oberinstanzliche Vorbringen der Jugendanwaltschaft
Die Jugendanwaltschaft bringt als Berufungsführerin hierzu im Wesentlichen vor, dass es keiner besonderen gesetzlichen Regelung bedürfe, welche die Bestimmungen zur Landesverweisung bei Übergangstätern für anwendbar erkläre. Die Landesverweisung setze voraus, dass eine Person ohne schweizerische Staatsangehörigkeit zu einer Strafe für eine Katalogtat verurteilt werde. Die verurteilte Person müsse darüber hinaus volljährig sein. Die Bestimmungen über die Landesverweisung seien nicht anwendbar, wenn die vorgeworfenen Straftaten vor Vollendung des 18. Altersjahres begangen worden seien. Wenn ein Übergangstäter vor und nach Vollendung des 18. Altersjahres Straftaten begehe, so würden in Bezug auf die Strafen nur diejenigen des StGB zur Anwendung gelangen. Ebenfalls werde die Strafzumessung für diejenigen Taten, welche nach Erreichen der Volljährigkeit begangen worden seien, nach dem Erwachsenenstrafrecht vorgenommen. Die vorliegenden Anlasstaten seien demnach ausschliesslich nach dem Erwachsenenstrafrecht zu bestimmen. Alle Voraussetzungen nach Art. 66a StGB seien damit erfüllt, ohne dass es eines gesetzlichen Verweises im Jugendstrafgesetz bedürfe. Der einzige Grund für die Anwendbarkeit der Regeln des Jugendstrafverfahrens sei, dass das Verfahren bereits eingeleitet worden sei, bevor die Erwachsenendelikte bekannt geworden seien (Art. 3 Abs. 2 JStG). Die Landesverweisung sei nicht als Massnahme im Sinne von Art. 3 Abs. 2 JStG zu verstehen, so dass auch nicht abgewogen werden dürfe, ob sie spezialpräventiv als sinnvoll erachtet werde nicht. Es spiele zudem keine Rolle, ob zusätzlich Massnahmen aus dem Jugendstrafrecht angeordnet worden seien, sofern eine Strafe aus dem Erwachsenenstrafrecht angeordnet werde (pag. 40 890 ff.).
4. Oberinstanzliche Vorbringen der Verteidigung
Die Verteidigung wendet dagegen ein, dass eine Strafe Massnahme gemäss Legalitätsprinzip nur verhängt werden könne, wenn dies gesetzlich vorgesehen sei. In Art. 1 Abs. 2 JStG seien abschliessend diejenigen Bestimmungen des StGB genannt, welche sinngemäss auf Jugendstraftäter anwendbar seien. Die Bestimmungen zur Landesverweisung seien nicht aufgeführt. Überdies sei bei der Umsetzung der Ausschaffungsinitiative auf eine Revision des JStG verzichtet worden. Eine entsprechende gesetzliche Regelung wäre zwingend notwendig gewesen, hätte der Gesetzgeber die Landesverweisung obligatorisch vorgesehen. Es mangle daher an einer gesetzlichen Grundlage. Die Leitung der Jugendanwaltschaft verkenne, dass bei einem Übergangstäter nicht ohne Weiteres die Taten vor der Volljährigkeit ausgeblendet und nur auf die Straftaten nach der Volljährigkeit abgestellt werden dürfe. Solches liesse die Kategorie der Übergangstäter überflüssig werden. Diese würden im Strafsystem eine andere Rolle einnehmen als erwachsene Täter und es sei eine besondere Behandlung angezeigt. Art. 3 Abs. 2 JStG komme dieser Forderung nach, indem festgehalten werde, dass hinsichtlich der Strafen nur das StGB anwendbar sei. Von Massnahmen wie der vorliegend zur Diskussion stehenden Landesverweisung sei nicht die Rede. Es sei sodann auf den Umstand hinzuweisen, dass der Beschuldigte die Anlasstaten lediglich drei Wochen nach seinem 18. Geburtstag begangen habe und somit eine strikte Unterscheidung zwischen den Straftaten vor und nach der Volljährigkeit ohnehin nicht gerechtfertigt erscheine. Selbst wenn der Auffassung der Jugendanwaltschaft gefolgt werde, sei dieser Umstand zu Gunsten des Beschuldigten zu werten. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Erwachsenenstrafrecht dem Erziehungs- und Schutzgedanken des Jugendstrafrechts entgegenstehe. Selbst wenn Art. 3 Abs. 2 JStG als gesetzliche Grundlage für eine Landesverweisung betrachtet werde, so sei diese nur dann anzuordnen, wenn sie erforderlich sei. Die vom Jugendgericht angeordneten Schutzmassnahmen sowie die bedingt aufgeschobene Freiheitsstrafe würden die beste erzieherische bzw. bessernde Wirkung für den Beschuldigten erzielen (pag. 40 904 ff.).
5. Gesetzliche Grundlagen
Mit der Annahme der sogenannten Ausschaffungsinitiative wurde Art. 121 der Bundesverfassung um die Absätze 3–6 ergänzt, wonach ausländische Personen ihr Aufenthaltsrecht und alle Rechtsansprüche auf Aufenthalt verlieren und mit einem Einreiseverbot von fünf bis 15 Jahren zu belegen sind, wenn sie wegen bestimmter Straftaten verurteilt wurden. Der Gesetzgeber setzte die Verfassungs-bestimmungen in Art. 66a ff. StGB um. Gemäss der am 1. Oktober 2016 in Kraft getretenen Änderung des StGB vom 20. März 2015 hat das Gericht in Anwendung von Art. 66a StGB einen Ausländer, der wegen einer in Abs. 1 von Art. 66a StGB aufgelisteten Tat verurteilt wird, unabhängig von der Höhe der Strafe für fünf bis 15 Jahre aus der Schweiz zu verweisen. Von dieser obligatorischen Landesverweisung kann ausnahmsweise dann abgesehen werden, wenn diese für den Ausländer einen schweren persönlichen Härtefall bewirken würde und die öffentlichen Interessen an der Landesverweisung gegenüber den privaten Interessen des Ausländers am Verbleib in der Schweiz nicht überwiegen. Dabei ist der besonderen Situation von Ausländern Rechnung zu tragen, die in der Schweiz geboren aufgewachsen sind (Art. 66a Abs. 2 StGB). Der Anwendungsbereich der Bestimmungen zur Landesverweisung beschränkt sich auf «Ausländer», d.h. auf Personen, die unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus nicht das Schweizer Bürgerrecht besitzen (Grädel/Arn, Die neuen Bestimmungen zur Landesverweisung, in: BVR 2017, S. 365).
6. Erwägungen der Kammer
6.1 Vorbemerkungen / Vorliegen einer Katalogtat
Mit rechtskräftigem Entscheid vom 4. Januar 2018 lehnte das Staatssekretariat für Migration (SEM) das Asylgesuch des Beschuldigten vom 22. Oktober 2015 wegen fehlender Flüchtlingseigenschaft ab und verpflichtete ihn, die Schweiz zu verlassen (pag. 1145 ff.). Im Rahmen des Asylentscheids wurde die Nationalität des Beschuldigten von BN.__ auf BO.__ geändert und infolgedessen die Wegweisung nach BO.__ überprüft und verfügt (pag. 1145 ff., pag. 40 708). Zwischen der Europäischen Union und BO.__ besteht eine Vereinbarung betreffend Rückkehr BO.__ Staatsangehöriger, welche im Jahr .__ auf die Schweiz ausgedehnt wurde. Eine zwangsweise Rückkehr nach BO.__ ist nunmehr möglich (vgl. .__; zuletzt besucht am 15. Februar 2021).
Beim Beschuldigten handelt es sich unbestrittenermassen um einen Übergangstäter, zumal er gestützt auf das erstinstanzliche Urteil des Jugendgerichts vom
16. Dezember 2019 sowohl wegen über 90 Delikten, die er vor Vollendung seines 18. Altersjahres, als auch wegen zwei Delikten aus dem Vorfall vom 21. September 2019 zum Nachteil von M.__ – welcher sich rund drei Wochen nach seinem 18. Geburtstag ereignete – verurteilt wurde (pag. 40 426 ff.). Bei den entsprechenden Schuldsprüchen wegen Raubes gemäss Art. 140 Ziff. 1 StGB und wegen räuberischer bzw. versuchter qualifizierter Erpressung nach Art. 156 Ziff. 3 i.V. Art. 22 Abs. 1 StGB handelt es sich um unter Art. 66a Abs. 1 Bst. c StGB aufgeführte Katalogstraftaten. Die obligatorische Landesverweisung stünde also ohne Weiteres zur Diskussion, sofern im vorliegenden Fall lediglich die beiden Straftaten nach Vollendung des 18. Altersjahres – aus dem Vorfall vom 21. September 2019 – zur Beurteilung anstehen würden.
6.2 Zur Frage der Anwendbarkeit in concreto
6.2.1 Die Landesverweisung als sichernde Massnahme
Die per 1. Oktober 2016 wieder eingeführte Landesverweisung wurde in das dualistisch ausgestaltete Sanktionenrecht des Strafgesetzbuches – bestehend aus Strafen und Massnahmen – integriert und ist systematisch unter dem zweiten Kapitel «Massnahmen» im zweiten Abschnitt «Andere Massnahmen» eingeordnet.
Bei einem Blick in die Entstehungsgeschichte von Art. 66a ff. StGB wird ersichtlich, dass die Landesverweisung als strafrechtliche Massnahme konzipiert wurde. So begründete die Botschaft zur Änderung des Sanktionenrechts des Strafgesetzbuchs und des Militärstrafgesetzes (Änderungen des Sanktionenrechts) vom 4. April 2012 (BBl 2012 4721 ff.), auf welche die Botschaft zur Änderung des Strafgesetzbuchs und des Militärstrafgesetzes (Umsetzung von Art. 121 Abs. 2–6 BV über die Ausschaffung krimineller Ausländerinnen und Ausländer) vom 26. Juni 2013 (BBl 2013 5975 ff.) verweist, die Einordnung der strafrechtlichen Landesverweisung bei den «anderen Massnahmen» damit, dass die Lehre schon der bis ins Jahr 2006 geltenden Regelung der Landesverweisung Massnahmencharakter zugesprochen habe (Fiolka/Vetterli, Die Landesverweisung nach Art. 66a StGB, in: plädoyer 05/2016, S. 82 f., unter Hinweis auf BBl 2012 4746). Bereits die ältere Rechtsprechung zu Art. 55 aStGB verwarf die Idee, dass der Landesverweisung ausschliesslich Strafcharakter zukomme (Fiolka/Vetterli, a.a.O., S. 83, unter Hinweis auf BGE 94 IV 102 E. 2). Das Bundesgericht stellte im Zusammenhang mit der altrechtlichen Regelung etwa fest, dass die Landesverweisung einerseits dem Schutz der öffentlichen Sicherheit diene und andererseits eine Strafe darstelle (BGE 104 IV 222 E. 1b). Es ergänzte in darauf folgenden Entscheiden ferner, dass bei der Landesverweisung der Massnahmencharakter im Vordergrund stehe, aufgrund des Strafcharakters aber gleichwohl die Strafzumessungsgründe zu berücksichtigen seien (Fiolka/Vetterli, a.a.O., S. 83 unter Hinweis auf BGE 117 IV 229 E. 1c und BGE 123 IV 107 E. 1; dies führte zur Annahme, dass die Freiheitsstrafe und die Landesverweisung in der Dauer konkordant sein sollten, ansonsten es einer besonderen Begründung bedürfe). Nachdem Art. 66a StGB als «andere
Massnahme» eingeordnet wird und bereits bei der altrechtlichen Landesverweisung der Strafcharakter immer mehr relativiert wurde, erscheint die heutige Landesverweisung zumindest primär als Massnahme. Darauf deutet auch hin, dass die Urheber der Ausschaffungsinitiative, auf die Art. 66a StGB zurückgeht, in erster Linie «mehr Sicherheit durch weniger Ausländerkriminalität» versprochen bzw. gefordert haben. Der Sicherungszweck bei der Landesverweisung erschöpft sich letztlich darin, dass der Verurteilte während der Vollzugsdauer der Landesverweisung keine Möglichkeit hat, auf dem Gebiet der Schweiz weitere Straftaten zu begehen (Zurbrügg/Hruschka, Basler Kommentar StGB/JStG, 4. Aufl. 2019, N 53 ff. Vor Art. 66a-66d StGB).
Nach dem Gesagten ist die heutige Landesverweisung als Institut des Strafrechts (Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N. 53 Vor Art. 66a-66d StGB) und nach der Intention des Gesetzgebers («Ausschaffungsinitiative») primär als sichernde Massnahme zu verstehen (vgl. Art. 121 Abs. 2 und 5 BV), wobei sie von den Verurteilten, insbesondere von denjenigen mit gefestigtem Aufenthaltsrecht, häufig als einschneidendere «Bestrafung» empfunden wird als die eigentliche Strafe. Der ponäle Charakter lässt sich damit nicht wegdiskutieren (vgl. Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N. 56 Vor Art. 66a-66d StGB; Fiolka/Vetterli, a.a.O., S. 83; Grädel/Arn, a.a.O., S. 366 f.; Brun/Fabri, Die Landesverweisung – neue Aufgaben und Herausforderungen für die Strafjustiz, in: recht 2017, S. 234).
6.2.2 Zur Anwendbarkeit der Landesverweisung bei Jugendstraftätern
Mit dem Inkrafttreten des Jugendstrafgesetzes auf den 1. Januar 2007 wurde das Jugendstrafrecht aus dem Strafgesetzbuch ausgegliedert. Es gilt für alle Personen, die zwischen dem vollendeten 10. und dem vollendeten 18. Altersjahr eine mit Strafe bedrohte Tat begangen haben (Art. 3 Abs. 1 JStG). Das Jugendstrafrecht geht auf den Gedanken zurück, dass Kinder bzw. Jugendliche einer gesonderten strafrechtlichen Behandlung bedürfen bzw. minderjährige Straftäter nicht gleich wie erwachsene Straftäter sanktioniert werden sollen. Das dem Erwachsenenstrafrecht zugrunde liegende Sühne- und Vergeltungsdenken liegt, wie die Vorinstanz richtigerweise festgehalten hat, dem Jugendstrafrecht fern. Es ist, im Gegensatz zum Erwachsenenstrafrecht, als sogenanntes «Täterstrafrecht» ausgestaltet. Dies bedeutet, dass es sich bei den Sanktionen des Jugendstrafrechts nicht um tatvergeltende, auf den Ausgleich des begangenen Unrechts gerichtete Sanktionen handelt. Im Vordergrund steht jeweils die Resozialisierung, Erziehung, Förderung und Integration des jugendlichen Straftäters. Die damit vorgesehene Sanktionspraxis richtet sich damit nicht nach der Schwere der Strafart und dem damit verbundenen Verschulden, sondern nach den persönlichen Bedürfnissen des Jugendlichen (Art. 2 Abs. 1 JStG, Botschaft zur Änderung des Schweizerischen Strafgesetzbuches [Allgemeine Bestimmungen, Einführung und Anwendung des Gesetzes] und des Militärstrafgesetzes sowie zu einem Bundesgesetz über das Jugendstrafrecht vom
21. September 1998 [BBI 1999 2220], Botschaft BBI 2013 6013; Riesen-Kupper, Kommentar StGB/JStG, 20. Aufl. 2018, N 31 f. zu Art. 1 JStG; Hug/Schläfli/Valär, Basler Kommentar StGB/JStG, 4. Aufl. 2019, N 1 ff. zu Vor Art. 1 JStG und N 1 zu Art. 2 JStG). Den Lebens- und Familienverhältnissen des Jugendlichen sowie der Entwicklung seiner Persönlichkeit ist besondere Beachtung zu schenken (Art. 2 Abs. 2 JStG) und um die richtige Sanktion (Schutzmassnahme Strafe) auswählen zu können, müssen etwa die Lebensverhältnisse des einzelnen Jugendlichen erforscht werden (Art. 9 JStG). Die Sanktionen des JStG ersetzen bei Jugendlichen sodann die im StGB für Erwachsene vorgesehenen Strafen und Massnahmen (Art. 1 Abs. 1 Bst. a JStG). Darüber hinaus werden in Art. 1 Abs. 2 JStG verschiedene Bestimmungen des StGB genannt, welche ergänzend auch im JStG sinngemäss zur Anwendung gelangen. Sinngemäss bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die ergänzend heranzuziehenden Bestimmungen des StGB stets entsprechend dem besonderen Sinn und Zweck des als Täterstrafrecht ausgestalteten Jugendstrafrechts anzuwenden sind (BBI 1999 2220, BBI 2013 6013; Riesen-Kupper, Kommentar StGB/JStG, 20. Aufl. 2018, N 31 f. zu Art. 1 JStG).
Nebst der Tatsache, dass die Landesverweisung als sichernde Massnahme mit begleitendem pönalen Charakter (vgl. Ziff. 13.2.1 hiervor) dem Grundgedanken des Jugendstrafrechts entgegensteht, ist die Aufzählung in Art. 1 Abs. 2 JStG abschliessend und hat dementsprechend zur Folge, dass die darin nicht aufgeführten Bestimmungen des StGB im Jugendstrafrecht nicht angewendet werden dürfen (Riesen-Kupper, a.a.O., N 31 zu Art. 1 JStG; Grädel/Arn, a.a.O., S. 365 f.; Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N 65 Vor Art. 66a-66d StGB). Auf (ausländische) jugendliche Straftäter, d.h. auf Personen, welche die ihnen vorgeworfenen Straftaten bzw. Katalogtaten allesamt vor Vollendung des 18. Altersjahres begangen haben, finden die Bestimmungen über die Landesverweisung daher keine Anwendung. Zulässig ist allerdings der Erlass von Fernhaltemassnahmen im Sinne des Ausländer- und Integrationsgesetzes (AIG, SR 142.20; BBI 2013 6013 f.; Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N 65 Vor Art. 66a-66d StGB; Grädel/Arn, a.a.O.,
S. 365 f.; de Weck, Migrationsrecht Kommentar, 4. Aufl. 2015, N 5 zu Art. 66a StGB; Münch/de Weck, Die neue Landesverweisung in Art. 66a ff. StGB, in: Anwaltsrevue 2016, S. 163).
6.2.3 Zur Anwendbarkeit der Landesverweisung bei Übergangstätern
Sofern das Jugendstrafverfahren vor Vollendung des 18. Altersjahr eingeleitet wurde, bleibt es anwendbar, auch wenn später neue, nach dem 18. Altersjahr begangene Straftaten hinzukommen (Riesen-Kupper, a.a.O., N 4 zu Art. 3 JStG; kritisch Hug/Schläfli/Valär, Basler Kommentar StGB/JStG, 4. Aufl. 2019, N 12 ff. zu Art. 3 JStG; vgl. auch BGE 135 IV 206 E. 5 f. sowie Urteil des Bundesgerichts [BGer] 1B_62/2015 vom 26. März 2015 E. 4.6). Bei Jugendlichen, die vor und nach dem vollendeten 18. Altersjahr Straftaten begangen haben (sog. Übergangstäter), ist ferner Art. 3 Abs. 2 JStG zu beachten. Art. 3 Abs. 2 JStG hält unter anderem fest, dass betreffend Strafen bei Übergangstätern ausschliesslich das StGB anwendbar ist. Bedarf der Täter hingegen einer Massnahme, so ist diejenige Massnahme nach dem JStG StGB anzuordnen, welche nach den Umständen erforderlich ist. In Bezug auf Übergangstäter sprechen sich einzig Zurbrügg und Hruschka explizit für eine Anwendung der Bestimmungen über die Landesverweisung aus, sofern eine nach Vollendung des 18. Altersjahres begangene Anlasstat vorliege. Art. 3 Abs. 2 JStG sehe zwar vor, dass bei Übergangstätern sowohl Massnahmen nach JStG als auch nach StGB angeordnet werden dürften, gemeint seien damit aber erzieherische bzw. bessernde Schutzmassnahmen im Sinne von Art. 12 ff. JStG respektive therapeutische Massnahmen nach Art. 9 ff. StGB. Die Landesverweisung als «andere Massnahme» werde von dieser Verweisung nicht erfasst (Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N 66 Vor Art. 66a-66d StGB). Zu dieser vorliegend relevanten Frage liegt – soweit ersichtlich – noch keine (publizierte) Rechtsprechung vor.
Wie bereits die Vorinstanz festgehalten hat, lässt sich der Erklärung von Zurbrügg und Hruschka nicht entnehmen, auf welcher rechtlichen Grundlage die obligatorische Landesverweisung bei Übergangstätern, welche eine mehrere in Art. 66a Abs. 1 StGB aufgeführte Straftaten begangen haben, fussen soll. Die Jugendanwaltschaft bringt zwar vor, dass es keiner besonderen Regelung bedürfe, welche die Bestimmungen zur Landesverweisung bei Übergangstätern für anwendbar erkläre bzw. dass bereits nach der bestehenden Gesetzesordnung deren Anwendbarkeit feststehe. Diese Argumentation überzeugt – wie aus den nachfolgenden Ausführungen ersichtlich wird – im Ergebnis allerdings nicht.
Die Vorinstanz hält zu Recht fest, dass sich weder dem Jugendstrafgesetz noch der Botschaft zur Ausschaffungsinitiative (BBI 2013 5975 ff.) Anhaltspunkte entnehmen lassen, wonach die Landesverweisung bei Übergangstätern Anwendung finden soll bzw. diese anders behandelt werden sollten als die reinen Jugendtäter. Hätte der Gesetzgeber die Anwendbarkeit der entsprechenden Bestimmungen bei Übergangstätern vorsehen wollen, so wäre klar zu erwarten gewesen, dass eine explizite Regelung zumindest ein einschlägiger Verweis (etwa analog Art. 1 Abs. 2 JStG) Eingang in das Jugendstrafgesetz gefunden hätte. Im Rahmen der Umsetzung der Ausschaffungsinitiative wurde allerdings darauf verzichtet, das Jugendstrafgesetz zu revidieren. Demgegenüber wurde das Militärstrafgesetz revidiert und eine entsprechende Bestimmung zur Landesverweisung eingeführt (Art. 49a MStG; BBI 2013 6013). Wie bereits erwähnt, sind die Bestimmungen zur Landesverweisung in der abschliessenden Aufzählung von Art. 1 Abs. 2 JStG nicht aufgeführt. Hinzu kommt, dass Art. 3 Abs. 2 JStG – welcher explizit auf Übergangstäter Bezug nimmt – lediglich hinsichtlich der Strafen für nach Vollendung des
18. Altersjahres begangene Taten auf das StGB verweist. Um eine Strafe im Rechtssinne handelt es sich bei der Landesverweisung indes nicht, selbst wenn diese von den betroffenen Straftätern oftmals als solche empfunden wird. Weiter besagt Art. 3 Abs. 2 JStG, dass bei Übergangstätern jene Massnahmen aus dem Strafoder Jugendstrafgesetz anzuordnen sind, die nach den Umständen erforderlich sind. Die Vorinstanz hat die Frage offengelassen, ob mit «Massnahmen aus dem Strafgesetz» auch die Landesverweisung als reine Sicherungsmassnahme gemeint ist. Zurbrügg und Hruschka verneinen dies explizit und auch die Parteien gehen davon aus, dass die Landesverweisung nicht von Art. 3 Abs. 2 JStG erfasst ist. Die Kammer schliesst sich diesen Auffassungen an. So werden explizit nur diejenigen erwachsenenstrafrechtlichen Massnahmen für anwendbar bzw. zulässig erklärt, welche erforderlich sind. Damit soll – wie dies die Vorinstanz zu Recht festgehalten hat – jeweils diejenige Massnahme zur Anwendung kommen, welche die beste erzieherische bzw. bessernde Wirkung verspricht, also in Bezug auf den konkreten Täter eben erforderlich ist (vgl. auch Zurbrügg/Hruschka, a.a.O., N 16 zu JStG 3). Eine Landesverweisung als reine Sicherungsmassnahme ohne Resozialisierungsgedanke kann keine entsprechende Wirkung entfalten und damit auch nicht im Sinne des Gesetzeswortlauts erforderlich sein. Hinzu kommt, dass die Erforderlichkeit einer Landesverweisung vorab aus Sicht der öffentlichen Ordnung und Sicherheit beurteilt wird, was dem Sinn und Zweck des täterorientierten Jugendstrafrechts bzw. Art. 3 Abs. 2 JStG widerspricht. Auch wenn für Übergangstäter nicht nur das Jugendstrafrecht anwendbar ist, so zeigt diese Bestimmung doch auf, dass eine differenzierte Behandlung von Übergangstätern und Erwachsenen angezeigt und gesetzgeberisch gewollt ist. Dementsprechend können die Delikte, die der Beschuldigte vor seiner Volljährigkeit begangen hat und zur Durchführung eines jugendrechtlichen Verfahrens geführt haben, nicht einfach ausgeblendet und bezüglich Landesverweisung nicht einzig auf die Straftaten/Katalogdelikte nach der Volljährigkeit abgestellt werden.
So fehlt es letztlich – wie bereits von der Vorinstanz festgehalten – an einer genügenden gesetzlichen Grundlage, welche die Anwendung der Bestimmungen zur Landesverweisung bei Übergangstätern zulassen würde. Dass die entsprechenden Bestimmungen im Erwachsenenstrafrecht ohne Verweis bzw. gestützt auf die aktuell geltende Gesetzeslage im Jugendstrafbereich ohne Weiteres zur Anwendung gelangen, widerspricht nach dargelegter Auffassung der Kammer der Intention des Gesetzgebers bezüglich strafprozessualer Stellung und strafrechtlicher Behandlung der besonderen Kategorie der Jugendtäter, welcher eben auch die Übergangstäter angegliedert sind. Vor dem Hintergrund der geltenden gesetzlichen Grundlage muss auch das unbillige Ergebnis hingenommen werden, dass ein Straftäter, der im Alter von über 18 Jahren ein Katalogdelikt begeht, hinsichtlich einer drohenden Landesverweisung quasi bevorzugt behandelt wird, wenn er bereits früher als Jugendlicher strafrechtlich in Erscheinung trat und ein Jugendstrafverfahren eingeleitet wurde, bevor die Erwachsenendelikte bekannt wurden. Dies anders zu regeln, liegt in der Kompetenz des Bundesgesetzgebers.
Nach dem Gesagten ist von der Anordnung einer Landesverweisung nicht nur abzusehen, sondern die Anordnung der Landesverweisung erweist sich auf der geltenden gesetzlichen Grundlage als gar nicht möglich. Damit erübrigt sich auch die Prüfung einer allfälligen Ausschreibung im SIS.
V. Kosten und Entschädigungen
1. Erste Instanz
1.1 Verfahrenskosten
Die beschuldigte Person trägt die Verfahrenskosten, wenn sie verurteilt wird (Art. 426 Abs. 1 StPO). Angesichts der rechtskräftigen Schuldsprüche sind die erstinstanzlichen Verfahrenskosten von CHF 1'800.00 vollumfänglich dem Beschuldigten aufzuerlegen und mit den beschlagnahmten Geldbeträgen von CHF 290.00 zu verrechnen (vgl. Ziff. I. E. 5. und Ziff. III. 1. des nachfolgenden Dispositivs).
1.2 Amtliche Entschädigungen
Auf die Höhe der amtlichen Entschädigung ist im Berufungsverfahren – auch ohne entsprechende Anträge der Parteien – von Amtes wegen nur dann zurückzukommen, wenn die Vorinstanz das ihr bei der Honorarfestsetzung zustehende Ermessen in unhaltbarer Weise ausgeübt haben sollte (Urteile des BGer 6B_349/2016 vom 13. Dezember 2016 E. 2.4.2; 6B_769/2016 vom 11. Januar 2017 E. 2.3) Dies ist weder bezüglich der amtlichen Verteidigung noch des unentgeltlichen Rechtsbeistands des Privatklägers der Fall.
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt B.__ als amtlicher Verteidiger für seine Aufwendungen im erstinstanzlichen Verfahren mit total CHF 18'937.45 (inkl. Auslagen und MWST). Aufgrund seiner Verurteilung wird der Beschuldigte – unter den Voraussetzungen von Art. 135 Abs. 4 StPO – voll rück- und nachzahlungspflichtig.
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt BM.__ als unentgeltlicher Rechtsbeistands des Privatklägers O.__ für seine Aufwendungen im erstinstanzlichen Verfahren mit total CHF 5'163.75 (inkl. Auslagen und MWST). Aufgrund seiner Verurteilung wird auch hier der Beschuldigte – unter den Voraussetzungen von Art. 135 Abs. 4 StPO – voll rückzahlungspflichtig. Es wird dabei festgestellt, dass Rechtsanwalt BM.__ ausdrücklich auf die Geltendmachung der Differenz zwischen der amtlichen Entschädigung und dem vollen Honorar verzichtet hat.
2. Obere Instanz
2.1 Verfahrenskosten
Die Kosten des Rechtsmittelverfahrens tragen die Parteien nach Massgabe ihres Obsiegens Unterliegens (Art. 428 Abs. 1 StPO). Ob bzw. inwieweit eine Partei im Sinne dieser Bestimmung obsiegt unterliegt, hängt davon ab, in welchem Ausmass ihre vor der zweiten Instanz gestellten Anträge gutgeheissen werden (Urteil des BGer 6B_601/2019 vom 31. Oktober 2019 E. 2.2 mit weiteren Hinweisen). Angesichts des Ausgangs des Verfahrens trägt der Kanton Bern die Verfahrenskosten. Diese werden auf CHF 500.00 festgesetzt (Art. 33 Abs. 1 des Verfahrenskostendekrets [VKD; BSG 161.12]).
2.2 Amtliche Entschädigungen
Für die Festsetzung der amtlichen Entschädigung und das volle Honorar des amtlichen Verteidigers des Beschuldigten stützt sich die Kammer auf die von Rechtsanwalt B.__ am 18. Januar 2021 eingereichte und als angemessen erachtete Honorarnote. Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt B.__ für die amtliche Verteidigung des Beschuldigten im oberinstanzlichen Verfahren mit total
CHF 2'137.95 (inkl. Auslagen und MWST).
Die Kostenauflage präjudiziert die Entschädigungsfrage (BGE 137 IV 352 E. 2.4.2). Demnach besteht keine Rück- und Nachzahlungspflicht des Beschuldigten im Sinne von Art. 135 Abs. 4 StPO.
Die Entschädigung von Rechtsanwalt BM.__ für seine oberinstanzlichen Aufwendungen als unentgeltlicher Rechtsbeistand von Privatkläger O.__ wurde mit Beschluss vom .__. September 2020 gemäss Kostennote vom 10. September 2020 (pag. 40 710 ff.) auf total CHF 247.10 (inkl. Auslagen und MWST) festgesetzt. Es wird festgestellt, dass die amtliche Entschädigung bereits ausgerichtet wurde. Den Beschuldigten trifft angesichts des Ausgangs des oberinstanzlichen Verfahrens keine Rück- und Nachzahlungspflicht im Sinne von Art. 135 Abs. 4 StPO.
VI. Verfügungen
Hinsichtlich der weiteren Verfügungen wird auf das Dispositiv verwiesen.
VII. Dispositiv
Die 1. Strafkammer erkennt:
I.
Es wird festgestellt, dass das Urteil des Jugendgerichts des Kantons Bern (Kollegialgericht) vom 16. Dezember 2019 insoweit in Rechtskraft erwachsen ist, als
A.
das Strafverfahren gegen A.__ wegen
1. Hausfriedensbruchs, angeblich begangen am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. E.__ [AKS I Ziff. 1.67];
2. Hinderung einer Amtshandlung, angeblich begangen am 27.06.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.78]
eingestellt wurde, ohne Ausrichtung einer Entschädigung und ohne Ausscheidung von Verfahrenskosten.
B.
A.__ schuldig erklärt wurde:
1. der Widerhandlungen gegen das Strafgesetz durch
1.1. Raub, begangen
1.1.1. am 27.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__), z.N. I.__ [AKS I Ziff. 1.10];
1.1.2. am 21.09.2019, gemeinsam mit Mittäter, am RBS Bahnhof J.__ an der K.__(Strasse) .__ in .__ L.__, z.N. M.__ [AKS III Ziff. 1.3];
1.2. Räuberische Erpressung (Versuch), begangen am 21.09.2019, gemeinsam mit Mittäter, am RBS Bahnhof J.__ an der K.__(Strasse) .__ in .__ L.__, z.N. M.__ [AKS III Ziff. 1.4];
1.3. vorsätzliche einfache Körperverletzung durch Gebrauch eines gefährlichen Gegenstandes, begangen am 29.07.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. O.__ [AKS II Ziff. 1.1];
1.4. vorsätzliche einfache Körperverletzung (Versuch), begangen am 18.05.2018 an der P.__(Strasse) / am Q.__(Weg) / an der R.__(Strasse) in .__ Bern, z.N. S.__ [AKS I Ziff. 1.51];
1.5. Diebstahl (teilweise Versuch), begangen
1.5.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.1];
1.5.2. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. U.__ [AKS I Ziff. 1.2];
1.5.3. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. V.__ [AKS I Ziff. 1.5];
1.5.4. in der Nacht vom 25./26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. W.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.8];
1.5.5. am 17.02.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der X.__(Strasse) .__ in .__ Y.__, z.N. Z.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.31];
1.5.6. am 17.02.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der X.__(Strasse) .__ in .__ Y.__, z.N. AA.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.32];
1.5.7. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.41];
1.5.8. am 12.05.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AD.__ [AKS I Ziff. 1.49];
1.5.9. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.54];
1.5.10. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AG.__(Strasse) .__ in .__ D.__, z.N. AH.__ [AKS I Ziff. 1.62];
1.5.11. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. AI.__ [AKS I Ziff. 1.64];
1.5.12. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. E.__ [AKS I Ziff. 1.66];
1.5.13. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittäter, am AJ.__(Platz) .__ in .__ D.__, z.N. AK.__ [Versuch, AKS I Ziff. 1.68];
1.5.14. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, beim AJ.__(Platz) (Einstellhalle) in .__ D.__, z.N. einer unbekannten Person [AKS I Ziff. 1.70];
1.6. Sachbeschädigung, begangen
1.6.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.4];
1.6.2. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.39];
1.6.3. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AL.__ [AKS I Ziff. 1.42];
1.6.4. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AM.__ [AKS I Ziff. 1.44];
1.6.5. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AN.__ [AKS I Ziff. 1.46];
1.6.6. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.56];
1.6.7. in der Zeit vom 02.06.2018 bis zum 06.06.2018 an der AO.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AP.__ [AKS I Ziff. 1.60];
1.6.8. am 29.07.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. O.__ [AKS II Ziff. 1.2];
1.7. Hausfriedensbruch (teilweise Versuch), begangen
1.7.1. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. T.__ [AKS I Ziff. 1.3];
1.7.2. am 26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. V.__ [AKS I Ziff. 1.6];
1.7.3. in der Nacht vom 25./26.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. W.__ GmbH [AKS I Ziff. 1.9];
1.7.4. am 08.11.2017, an der AQ.__(Gasse) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.14];
1.7.5. am 28.01.2018, am AS.__(Platz) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.23];
1.7.6. am 29.01.2018, an der AT.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.24];
1.7.7. am 16.02.2018, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AU.__ AG [AKS I Ziff. 1.30];
1.7.8. am 20.02.2018 am AV.__(Platz) .__ in .__ Solothurn, z.N. AR.__ [AKS I Ziff. 1.34];
1.7.9. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AC.__ [AKS I Ziff. 1.40];
1.7.10. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AL.__ [AKS I Ziff. 1.43];
1.7.11. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AM.__ [AKS I Ziff. 1.45];
1.7.12. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018, gemeinsam mit Mittäterin, an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AN.__ [AKS I Ziff. 1.47];
1.7.13. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern, z.N. AF.__ [AKS I Ziff. 1.55];
1.7.14. am 31.05.2018 an der AW.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AX.__ [AKS I Ziff. 1.59];
1.7.15. in der Zeit vom 02.06.2018 bis zum 06.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AO.__(Strasse) .__ in .__ Bern, z.N. AP.__ [AKS I Ziff. 1.61];
1.7.16. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der AG.__(Strasse) .__ in .__ D.__, z.N. AH.__ [AKS I Ziff. 1.63];
1.7.17. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, an der C.__(Gasse) .__ in .__ D.__, z.N. AI.__ [AKS I Ziff. 1.65];
1.7.18. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittäter, am AJ.__(Platz) .__ in .__ D.__, z.N. AK.__ [Versuch, AKS I Ziff. 1.69];
1.7.19. am 08.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, am AY.__(Weg) .__ in .__ D.__, z.N. AZ.__ D.__ AG [AKS I Ziff. 1.71];
1.8. Betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage, begangen am 27.06.2018, gemeinsam mit Mittätern, in .__ und .__ Bern, z.N. I.__ [AKS I Ziff. 1.11];
2. Kauf, Besitz und Anstaltentreffen zum Verkauf von Marihuana, begangen am 07.03.2018, gemeinsam mit Mittäter, an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.36]
3. der Widerhandlung gegen das Ausländergesetz durch Missachtung der Ausgrenzung, begangen
3.1. am 26.06.2018 an der P.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.7];
3.2. am 22.09.2017 am BA.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.12];
3.3. am 26.10.2017 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.13];
3.4. am 08.11.2017 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.15];
3.5. am 10.12.2017 am AS.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.16];
3.6. am 04.01.2018 auf der BB.__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.17];
3.7. am 05.01.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.18];
3.8. am 09.01.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.19];
3.9. am 23.01.2018 an der N.__(Strasse) in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.20];
3.10. am 27.01.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.21];
3.11. am 28.01.2018 am AS.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.22];
3.12. am 29.01.2018 an der AT.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.25];
3.13. am 01.02.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.26];
3.14. am 15.02.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.27];
3.15. am 16.02.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.28];
3.16. am 16.02.2018 an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.29];
3.17. am 18.02.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.33];
3.18. am 01.03.2018 beim BD.__ .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.35];
3.19. am 07.03.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.37];
3.20. am 09.05.2018 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.38];
3.21. in der Zeit vom 09.05.2018 bis zum 23.05.2018 an der AB.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.48];
3.22. am 12.05.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.50];
3.23. am 18.05.2018 an der P.__(Strasse) / am Q.__(Weg) / an der R.__(Strasse) in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.52];
3.24. am 24.05.2018 am BE.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.53];
3.25. in der Zeit vom 29.05.2018 bis zum 31.05.2018 am AE.__(Weg) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.57];
3.26. am 31.05.2018 an der AW.__(Strasse) .__ in .__ Bern (BF.__) [AKS I Ziff. 1.58];
3.27. am 13.06.2018 an der BG.__(Gasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.72];
3.28. am 18.06.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.73];
3.29. am 19.06.2018 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.74];
3.30. am 19.06.2018 an der BH.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.75];
3.31. am 22.06.2018 am BI.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.76];
3.32. am 22.06.2018 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS I Ziff. 1.77];
3.33. am 27.06.2018 an der F.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS I Ziff. 1.79];
3.34. am 17.06.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.3];
3.35. am 11.07.2017 an der G.__(Gasse) .__ in .__ Bern (H.__) [AKS II Ziff. 1.4];
3.36. am 12.07.2017 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.5];
3.37. am 04.09.2017 an der BC.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.6];
3.38. am 05.09.2017 an der N.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.7];
3.39. in der Zeit vom 23.09.2017 bis zum 25.09.2018 am BA.__(Platz) .__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.8];
3.40. am 29.07.2017 an der N.__(Strasse) .__ / am BJ.__(Weg) in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.9];
3.41. am 05.11.2017 beim BD.__ in .__ Bern [AKS II Ziff. 1.10];
3.42. am 17.06.2017 an der AW.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS III Ziff. 1.1];
3.43. am 20.06.2017 an der BK.__(Strasse) .__ in .__ Bern [AKS III Ziff. 1.2];
C.
In Anwendung der
Art. 19 Abs. 2, 22 Abs. 1, 30 Abs. 1, 40, 41, 42 Abs. 1, 44 Abs. 1 und 3, 47, 48a Abs. 1, 49 Abs. 1 und 3, 51, 123 Ziff. 1 Abs. 1, 123 Ziff. 2 Abs. 1 und 2, 139 Ziff. 1, 140 Ziff. 1, 144 Abs. 1, 147 Abs. 1, 156 Ziff. 3 und 186 StGB;
19 Abs. 1 lit. d und 19 Abs. 1 lit. g i.V.m. lit. c BetmG;
Art. 119 Abs. 1 AIG;
Art. 1, 2, 3, 10, 11, 14, 15 Abs. 1 und 34 Abs. 1 und 2 JStG;
Art. 422 ff. und 426 Abs. 1 und 4 StPO;
Art. 1, 3, 4, 34 ff. und 44 JStPO;
Art. 30 und 32 VKD;
Art. 42 und 42a KAG;
Art. 17 und 18 PKV;
Art. 1 EAV
beschlossen wurde:
1. Für A.__ wird die Schutzmassnahme der Unterbringung in einer offenen Behandlungseinrichtung angeordnet.
2. Für A.__ wird die Schutzmassnahme der ambulanten Behandlung angeordnet.
3. A.__ wird zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten verurteilt.
Die ausgestandene Untersuchungshaft und der vorzeitige Strafantritt werden im Umfang von 331 Tagen auf die Freiheitsstrafe angerechnet. Die Reststrafe beträgt 119 Tage.
Der Vollzug der Freiheitsstrafe wird bedingt aufgeschoben und die Probezeit auf 3 Jahre festgesetzt.
D.
Im Zivilpunkt in Anwendung von Art. 41 ff. und Art. 49 OR erkannt wurde:
1. Die Zivilklage der Privatklägerin T.__ wird im Umfang von CHF 150.00 abgewiesen (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO). Soweit weitergehend wird die Zivilklage in Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
2. A.__ wird zur Bezahlung von Schadenersatz in der Höhe von CHF 876.70 an den Privatkläger Herrn I.__ verurteilt, unter solidarischer Haftbarkeit mit Mittätern (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO).
3. A.__ wird zur Bezahlung von einer Genugtuung von CHF 500.00 an den Privatkläger I.__ verurteilt, unter solidarischer Haftbarkeit mit Mittätern. Soweit weitergehend wird die Zivilklage abgewiesen (Art. 126 Abs. 1 lit. a StPO).
4. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage der Privatklägerin AU.__ AG auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
5. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage der Privatklägerin AC.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
6. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage des Privatklägers AL.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
7. In Anbetracht der unzureichenden Begründung/Bezifferung wird die Zivilklage des Privatklägers AN.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
8. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage des Privatklägers AD.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
9. In Anbetracht der unzureichenden Begründung wird die Zivilklage des Privatklägers S.__ auf den Zivilweg verwiesen (Art. 126 Abs. 2 lit. b StPO).
10. Die Zivilklage des Privatklägers O.__ wird auf den Zivilweg verwiesen.
11. Für die Beurteilung der Zivilklagen werden keine Kosten ausgeschieden.
E.
Weiter verfügt wurde:
1. A.__ geht in den vorsorglichen Massnahmenvollzug zurück.
2. Folgende Gegenstände werden den nachstehend genannten Personen nach Eintritt der Rechtskraft des vorliegenden Urteils zurückgegeben (Art. 267 Abs. 3 StPO):
• an T.__, handelnd durch BL.__:
• CHF 100.00
• EURO 11.76 (Münzen)
• 5 KURUS TUR
• USD 25 Cents
• Koruna CZ 1
• Rupie Mauritius 1
• an U.__: Smartwatch (.__)
• an V.__:
• 1 Paar Nike-Schuhe grau
• an W.__ GmbH:
• 1 Schachtel Brandy Louis XV rot mit 1 Flasche Brandy
• an I.__:
• CHF 200.00
• an M.__:
• 1 Baseball Cap der Marke Dsquared2 ICON
• 1 Halskette
• CHF 10.00
3. Der Antrag des Privatklägers O.__ auf Herausgabe der folgenden Asservate wird mangels Beschlagnahme im vorliegenden Verfahren abgewiesen:
• Ass. 005 (Messer, Marke “Victorinox”, schwarzer Griff, Wellenschliff, Klingenlänge 11 cm)
• Ass. 006 (Messer, unbekannte Marke, brauner Griff, gerader Schliff, Klingenlänge ca. 9cm)
• Ass. 007 (Jeans, Marke „Levi Strauss 501“, schwarz, Grösse W34/L34, inkl. schwarzem Ledergurt
• Ass. 008 (T-Shirt, schwarz, „Nike Dry Fit“, unbekannte Grösse)
4. Folgender Gegenstand wird zur Vernichtung eingezogen (Art. 69 Abs. 1 und 2 StGB):
• 1 Flasche Gordon’s Gin
5. Die beschlagnahmten Bargeldbeträge von CHF 290.00 (Bussendeposita von CHF 140.00 und CHF 150.00) werden zur Verrechnung mit den Verfahrenskosten verwendet (Art. 267 Abs. 3 StPO).
6. Sofern die Privatkläger einen Auszug der schriftlichen Urteilsbegründung wünschen, können sie diesen innert 10 Tagen seit Erhalt des Urteilsauszuges beim Jugendgericht des Kantons Bern anfordern.
II.
Es wird festgestellt, dass in diesem jugendrechtlichen Verfahren keine Landesverweisung angeordnet werden kann.
III.
1. Die erstinstanzlichen Verfahrenskosten von CHF 1'800.00 werden A.__ zur Bezahlung auferlegt. Nach Abzug des zur Verrechnung stehenden Betrages von CHF 290.00 gemäss Ziff. I. E. 5. hiervor verbleibt ein zu zahlender Betrag von CHF 1'510.00.
2. Die oberinstanzlichen Verfahrenskosten von CHF 500.00 werden vom Kanton Bern getragen.
IV.
1. Die Entschädigung des amtlichen Verteidigers der beschuldigten Person, Rechtsanwalt B.__, wurde/wird für das erstinstanzliche Verfahren wie folgt bestimmt:
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt B.__ für die amtliche Verteidigung von A.__ im erstinstanzlichen Verfahren mit total
CHF 18‘937.45.
A.__ hat dem Kanton Bern die an Rechtsanwalt B.__ ausgerichtete amtliche Entschädigung von CHF 18‘937.45 zurückzuzahlen und Rechtsanwalt B.__ die Differenz der amtlichen Entschädigung von CHF 18‘937.45 bis zum vollen Honorar von CHF 23‘308.25, ausmachend CHF 4‘370.80, zu erstatten, sobald es seine wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben (Art. 25 Abs. 2 JStPO i.V.m. Art. 135 Abs. 4 lit. a und lit. b StPO).
2. Die Entschädigung des amtlichen Verteidigers der beschuldigten Person, Rechtsanwalt B.__, wird für das oberinstanzliche Verfahren wie folgt bestimmt:
Für die amtliche Verteidigung von A.__ im oberinstanzlichen Verfahren wird Rechtsanwalt B.__ somit eine Entschädigung von CHF 2'137.95 ausgerichtet. Es besteht keine Rück- und Nachzahlungspflicht im Sinne von Art. 135 Abs. 4 StPO.
3. Die Entschädigung für die unentgeltliche Rechtsvertretung des Privatklägers O.__ durch Rechtsanwalt BM.__ für seine erstinstanzlichen Aufwendungen als unentgeltlicher Rechtsbeistand des Privatklägers O.__ wurde/wird wie folgt bestimmt:
Der Kanton Bern entschädigt Rechtsanwalt BM.__ für die unentgeltliche Rechtsvertretung des Privatklägers O.__ mit total CHF 5‘163.75.
A.__ hat dem Kanton Bern die an Rechtsanwalt BM.__ ausgerichtete amtliche Entschädigung von CHF 5‘163.75 zurückzuzahlen, wenn er in günstige wirtschaftliche Verhältnisse gelangt (Art. 3 Abs. 1 JStPO i.V.m. Art. 138 Abs. 1 i.V.m. Art. 426 Abs. 4 StPO).
Es wird festgestellt, dass Rechtsanwalt BM.__ ausdrücklich auf die Geltendmachung der Differenz zwischen der amtlichen Entschädigung und dem vollen Honorar gegenüber A.__ verzichtet hat.
4. Die Entschädigung von Rechtsanwalt BM.__ für seine oberinstanzlichen Aufwendungen als unentgeltlicher Rechtsbeistand des Privatklägers O.__ wurde mit Beschluss der 1. Strafkammer vom 24. September 2020 auf total CHF 247.10 festgesetzt.
Es wird festgestellt, dass die amtliche Entschädigung bereits ausgerichtet wurde. Es besteht keine Rück- und Nachzahlungspflicht im Sinne von Art. 135 Abs. 4 StPO.
V.
Weiter wird verfügt:
1. Dem zuständigen Bundesamt wird die vorzeitige Zustimmung zur Löschung der über A.__ erstellten DNA-Profile (PCN .__, PCN .__, PCN .__, PCN .__) nach Ablauf der gesetzlichen Frist erteilt (Art. 16 Abs. 1 Bst. k i.V.m. Art. 17 Abs. 1 DNA-ProfilG).
2. Dem für die Führung von AFIS zuständigen Dienst wird die vorzeitige Zustimmung zur Löschung der über A.__ erhobenen biometrischen erkennungsdienstlichen Daten (PCN .__, PCN .__, PCN .__, PCN .__ und PCN .__) nach Ablauf der gesetzlichen Frist erteilt (Art. 17 Abs. 1 Bst. k i.V.m. Art. 19 Abs. 1 Verordnung über die Bearbeitung biometrischer erkennungsdienstlicher Daten).
3. Dieses Urteil wird im Strafregister eingetragen.
4. Schriftlich zu eröffnen:
• der Leitung Jugendanwaltschaft/Berufungsführerin
• dem Beschuldigten, vertreten durch Rechtsanwalt B.__
• dem Privatkläger 4, vertreten durch Rechtsanwalt BM.__
• den Privatklägern 1-3 und 5-10
Mitzuteilen:
• der Vorinstanz
• der Koordinationsstelle Strafregister (nur Dispositiv, nach unbenutztem Ablauf der Rechtsmittelfrist bzw. nach Entscheid der Rechtsmittelbehörde)
• dem Amt für Bevölkerungsdienste (nach unbenutztem Ablauf der Rechtsmittelfrist bzw. nach Entscheid der Rechtsmittelbehörde)
• dem Staatssekretariat für Migration (Urteil mit Begründung, unverzüglich)
Bern, 12. März 2021
Im Namen der 1. Strafkammer
Der Präsident i.V.:
Oberrichter Guéra
Die Gerichtsschreiberin:
Ragonesi
Rechtsmittelbelehrung
Gegen diesen Entscheid kann innert 30 Tagen seit Zustellung der schriftlichen Begründung beim Bundesgericht, Av. du Tribunal fédéral 29, 1000 Lausanne 14, Beschwerde in Strafsachen gemäss Art. 39 ff., 78 ff. und 90 ff. des Bundesgerichtsgesetzes (BGG; SR 173.110) geführt werden. Die Beschwerde muss den Anforderungen von Art. 42 BGG entsprechen.
Gegen den Entschädigungsentscheid kann die amtliche Verteidigung innert 10 Tagen seit Eröffnung bei der Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts, Viale Stefano Franscini 7, 6500 Bellinzona, schriftlich und begründet Beschwerde führen (Art. 135 Abs. 3 lit. b StPO).
Gegen den Entschädigungsentscheid kann der amtliche Rechtsbeistand der Privatklägerschaft innert 10 Tagen seit Eröffnung bei der Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts, Viale Stefano Franscini 7, 6500 Bellinzona, schriftlich und begründet Beschwerde führen (Art. 138 Abs. 1 StPO).